Vielleicht fehlte ja doch die Kraft: Julian Brandt machte nur ein paar wenige Schritte, dann blieb er bewegungslos stehen – und ließ sich von der wogenden Masse auf der Südtribüne feiern.
Der Offensivspieler hatte nach über einer Stunde das erlösende 1:0 für Borussia Dortmund erzielt, hatte dafür gesorgt, dass das über weite Strecken zähe Spiel endlich den erwünschten Verlauf nahm: 1:0 (0:0) hieß es am Ende, ein hochverdienter Sieg vor 81.365 Zuschauern, der mehrere Trends bestätigte: Dortmund agiert deutlich stabiler, nach vorne aber bleibt weiterhin viel Luft nach oben – und Brandt gehört verlässlich zu den entscheidenden Figuren.
Dabei war er nur gut zwei Tage zuvor zurückgekehrt aus dem fernen Philadelphia, wo er im Länderspiel gegen Mexiko aus der Bank gesessen hatte. Mit dem Privatjet hatte der BVB ihn und die übrigen deutschen Nationalspieler gleich nach Abpfiff zurückgeholt – ein teures und wenig umweltfreundliches Unterfangen, das sich sportlich allerdings bezahlt machte: Auch Mats Hummels und Niclas Füllkrug standen trotz der langen Reise in der Startelf, der Mittelstürmer Füllkrug allerdings wirkte im Gegensatz zu seinen Reisepartnern nicht recht ausgeschlafen.
Bremen: Zetterer - Friedl, Veljkovic, Jung (87. Borre) - Weiser, Stage, Deman - Schmid (81. Woltemade), Bittencourt (68. Lynen) - Kownacki (68. Njinmah), Ducksch. - Trainer: Werner
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Tor: 1:0 Brandt (67.)
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Nmecha - Bittencourt, Stage, Veljković, Ducksch, Deman
Ein besonderes Spiel war es dennoch für ihn, ging es doch gegen seinen Ex-Klub Bremen. Ein besonderes Spiel war es auch für den Torschützen Brandt, der sein 300. Bundesligaspiel machte, und das als drittjüngster Profi der Historie – und für den Abwehrchef Hummels: Er bestritt sein 349. Spiel für Dortmund und zog mit Roman Weidenfeller gleich. Nur Michael Zorc hat mehr (572).
Im Mittelpunkt eines munteren Spielbeginns aber standen zunächst andere: Donyell Malens Flatterschuss aus 20 Metern boxte Michael Zetterer zur Ecke (6.) – er vertrat im Bremer Tor den verletzten Jiri Pavlenka. Die anschließende Ecke geriet harmlos, die darauffolgende aber stupste Marius Wolf per Kopf nur knapp neben das Tor (7.).
Danach allerdings erlahmte der schwarz-gelbe Schwung etwas, Bremen kam ein wenig stärker auf, hatte einige gute Gelegenheiten zum Kontern – die allerdings daran scheiterten, dass den Werder-Angreifern jegliches Tempo fehlte, weshalb Abschlüsse Mangelware blieben. Der BVB hatte durchweg die Kontrolle – und schon bald die gefährlichste Gelegenheit des Spiels: Der Ex-Bremer Füllkrug, ansonsten eher blass, zeigte sich dieses Mal hellwach, stibitzte im Mittelfeld den Ball, gab weiter an Julian Brandt, der steckte durch zu Marco Reus – und der schob alleine im Strafraum knapp vorbei (32.).
Das hätte die Führung sein müssen, wenig später hätte Malen sie noch zweimal machen können: Felix Nmecha, der sein bis dahin bestes Spiel für den BVB machte, bediente Malen, der keinen Druck mehr auf seinen Schuss bekam (39.).
Umso mehr Druck hatte der nächste Abschluss, doch den Gewaltschuss des Niederländers entschärfte Zetterer mit einem Blitz-Reflex (45.).Und ähnlich sollte es auch nach der Pause weitergehen: Reus flankte aus dem Halbfeld, Malen nahm am langen Pfosten direkt – vorbei (53.).
Ansonsten aber plätscherte das Spiel immer mehr dahin, verflachte zusehends, sodass sich BVB-Trainer Edin Terzic gezwungen sah, zu reagieren: Reus und der schwache Marius Wolf mussten runter, es kamen Giovanni Reyna und Rami Bensebaini – beide noch später von ihren Auswahlmannschaften zurückgekehrt als die deutschen Nationalspieler (63.).
An der entscheidenden Szene allerdings waren sie dann nicht beteiligt: Einmal wanderte der Ball schnell durch die Dortmunder Reihen, dann sah Emre Can, wie Brandt startete und spielte einen perfekten Steilpass, den der Nationalspieler mitnahm und herrlich über den herausstürzenden Zetterer löffelte (67.) – endlich das ersehnte 1:0!
Das musste es doch sein gegen die äußerst harmlosen Gäste – aber für einen Lapsus ist die Dortmunder Abwehr immer gut: Justin Njinmah brach auf der rechten Seite durch und zog ab, Gregor Kobel wehrte mit dem Fuß ab (82.). Auf der Gegenseite vergab Nmecha noch mehrere gute Chancen auf die Entscheidung – dann war der hochverdiente Sieg perfekt.